Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit des Calhorner Mühlenbachs
Der Calhorner Mühlenbach ist ein Seitengewässer der Hase, dass in der Nähe von Emstek entspringt und in Bevern in die Lager Hase mündet. Der Mühlenbach ist Hauptvorfluter für weite Teile der Gemeinden Essen, Cappeln und Emstek.
Der ehemals stark mäandrierende Gewässerverlauf wurde im Rahmen eines umfangreichen Entwässerungsentwurfs zwischen den Jahren 1966 bis 1978 umfassend ausgebaut. Eine moderne landwirtschaftliche Nutzung und die Ableitung der Niederschläge aus den Baugebieten konnte so gewährleistet werden.
Damit die Wassermengen besser abfließen können, wurde das Gewässer begradigt, d.h. die teilweise engen Windungen wurden entfernt und 15 Sohlabstürze aus massivem Bongossiholz oder aus Stahlbeton wurden in den Gewässerverlauf eingebaut. Die Höhenunterschiede, die auf diese Weise ausgeglichen wurden, betrugen zwischen 30 und 120 cm.
Wanderung zum Tag des Wassers 2015
Die ökologischen Auswirkungen dieser rein wasserbaulichen Maßnahmen wurden erst viel später erkannt. Durch die vielen Sohlabstürze konnten weder Fische noch andere ans Wasser gebundene Lebewesen flussaufwärts wandern und somit auch nicht mehr im Calhorner Mühlenbach existieren.
Der Verband Hase-Wasseracht, der die naturnahe Gewässergestaltung zu seinem Aufgabengebiet gemacht hat, engagiert sich seit den 1990er Jahren für die ökologische Umgestaltung und Durchgängigkeit seiner Verbandsgewässer.
So wurden ab 1993 sämtliche Sohlabstürze in naturnah gestaltete Sohlgleiten umgewandelt. Dabei entstanden sogenannte Furten und Kolke, wie sie auch vor der Gewässerbegradigung natürlich vorkamen. Bei der Umgestaltung eines Sohlabsturzes in eine Sohlgleite wird zunächst das vorhandene Absturzbauwerk komplett entfernt.
Die vorhandene Höhendifferenz wird über mehrere Steinschwellen überwunden. Das Sohlmaterial besteht aus gebrochenem Sandstein und einer Auflage aus Grobkies.
Die Abstände zwischen den Stützschwellen betragen etwa zehn Meter, so dass auf diese Weise nach jeder Schwelle eine Beruhigungszone entsteht. Diese Zonen ermöglichen auch Fischen, die „schlechtere Schwimmer” sind, die Wanderung bachaufwärts.
Durch den Einbau einer 50 cm starken Grobkiesschicht wurde weiterhin ein sauerstoffreiches, gut durchströmtes Lückensystem eingebaut. Das schuf Laichplätze für Lachse und Forellen. Die Maßnahmen wurden mit der Bezirksregierung und dem Fischereiverein abgestimmt.
Der letzte Absturz wird im Jahr 2006 mittels einer Laufverlängerung umgestaltet.
Langfristiges Ziel ist der Aufbau einer sich natürliche fortpflanzenden und sich selbst erhaltenden Fischpopulation sowie die Erschließung neuer Lebensräume für ans Wasser gebundene Kleinlebewesen (Wirbellose u.a.). (Siehe auch das LEADER+-Projekt „Wiederansiedlung des Lachses”).
Die Umgestaltung des Calhorner Mühlenbachs ist eine von vielen Maßnahmen, die der Verband Hase-Wasseracht zur ökologischen Verbesserung der Fließgewässer bereits durchgeführt hat.