Mehr Artenvielfalt durch mehr Lebensraumstrukturen – Wierau

von

Trotz ihrer naturnahen Lage mit Wäldern und Ufergehölzen fehlte es der Wierau im Unterlauf bisher an typischen Strukturelementen, die für viele Tiere lebenswichtig sind. So konnte der Fischereischutzverein Wissingen e.V. im September letzten Jahres bei seiner Kontrollbefischung im Unterlauf der Wierau nur relativ wenige Fische erfassen, was auf das Fehlen von Unterständen im Wasser hindeuten könnte. Zudem ist das Bachbett im Niedrigwasserbereich bisher viel zu breit.

Manche Fische sowie andere Bachbewohner mögen es turbulent, manche lieben es ruhig. Einige benötigen Steinchen von 3mm Größe zum Hausbau wie etwa einige Köcherfliegenlarven, andere nutzen tote Äste und Holzstücke im Wasser als Wohnort, Jagdrevier und Unterschlupf. Die in der Wierau ansässige Bachforelle benötigt sogenannte Kiesbänke unter Wasser, um dort eine Kuhle zu schlagen, ihre Eier hineinzulegen und zu verstecken. Die Baby-Bachforellen leben dann samt Proviantrucksack, dem so genannten Dottersack, im Kieslückensystem. Dort sind sie geschützt vor dem Abtrieb und Fressfeinden. Auch viele andere Bachbewohner leben in so einer Kiesbank. Wichtig ist, dass diese gut in der Strömung liegt, damit sich die wichtigen Lücken im Kies nicht mit Sand oder Schlamm zusetzen.

In Wissingen fanden daher nun Maßnahmen zur Optimierung der Lebensraumverhältnisse unter Beibehaltung des Hochwasserabflusses statt. Die Maßnahmen wurden vom zuständigen Unterhaltungsverband Hase-Bever umgesetzt. So wurden zwei Sohlschwellen in strukturreiche Sohlgleiten umgewandelt. An mehreren Stellen wurden Kiesbänke angelegt, Stubben und Totholzstämme eingebaut. Die Einbauten wurden alle fixiert und so ausgerichtet, dass sich auf der Gewässersohle eine abwechslungsreiche Strömung ergibt. Gleichzeitig wurden sie hochwasserneutral eingebaut.

Bereits kurz nach dem Einbau einiger Stubben wurden sie von Blauen Prachtlibellen ausprobiert und für gut befunden. Ebenso wurde die sohlnahe Strömung sofort aktiv und sortierte das Sohlsubstrat neu. In den stärker durchströmten Bereichen wurde der so wichtige vorhandene Kies von den aufliegenden Sanden freigespült. An einigen Stellen wurden und werden auch im Rahmen von Bachbaustellen mit dem Fischereischutzverein Wissingen e.V. und angrenzenden Schulen noch Maßnahmen umgesetzt.

Die Maßnahmen fanden innerhalb des DUH-Projektes „Westausbreitung für den Fischotter“ statt, das von der Deutschen Postcode Lotterie unterstützt wird. Ziele des Projekts sind die Umsetzung von Aufwertungs- und Renaturierungsmaßnahmen zur Lebensraumverbesserung für den Fischotter in drei Modellregionen in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In Niedersachsen erfolgt die Umsetzung an der Wierau durch den Verein zur Revitalisierung der Haseauen e.V..