Neuer Hasearm Entstanden

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Angelverein NWA engagiert sich für die Fließgewässerentwicklung in Gehrde-Rüsfort

Neuer Hasearm der NWA Gehrde Rüsfort Foto Poske Landschaftsbau

Die Niedersächsisch-Westfälische Anglervereinigung e.V. kurz NWA wertet die Gehrder Haseaue gleich in mehrfacher Hinsicht auf. Auf ihrem Grundstück, westlich der Hase, in Gehrde-Rüsfort entstand ein strukturreich ausgeprägter Seitenarm der Hase. Die Gemeinde Gehrde stellte ihre Fläche für das Vorhaben ebenfalls zur Verfügung. Auch die anderen Haseakteure der Region freuen sich über das Engagement des Angelvereins und unterstützen das Vorhaben.

Eindrücke und Bilder aus dem Jahr 2022 von der Revitalisierungsmaßnahme der NWA in der Rüsforter Haseaue

Von den ausgedeichten Flächen sind die Nordwestlichen am tiefsten abgegraben worden. Entsprechend schnell springt die Aue bereits bei einem leichten Hochwasser an. Im Februar 2022 war letzlich die gesamte Fläche überspannt:

Die Ansaat mit Regiosaatgut „Feuchtwiese“ wächst gut an. Ebenso entwickeln sich die angeimpften Uferstauden. Die Akteure der NWA freuen sich besonders über die vielen Jungfische, die die vielfältigen Flachwasserbereiche besiedeln. Die Flächen wurden eingezäunt und werden nun temporär mit Schafen beweidet. Eine Bank und einige Informationsschilder bieten einen guten Überblick für interessierte Besucher. Von hier hat man den Storchenhorst im Blick und kann Ausschau halten, ob ein Seeadler vom Alfsee wieder einmal vorbeischaut.

Fotos: Hans Macke, Christoph Scheper, Björg Dewert Haseauenverein, Jürgen Lindemann NWA, UHV 97

Das Projekt wurde zu 90 Prozent mit Landes- und EU-Fördermitteln über die Richtlinie Fließgewässerentwicklung finanziert. 10 Prozent sowie zusätzliche Aufwendungen hat die NWA selber getragen. Siehe dazu auch unter www.nwa.de.

Maßnahmen und Fotos aus dem Jahr 2021 und vorher

– Absenkung der gesamten Fläche um 1m erhöht die Überflutungshäufigkeit
– weitergehende Absenkung eines Teilbereichs der Fläche fördert wechselfeuchte Bereiche
– Neuanlage eines Auentypischen, strukturreichen, sohlgleichen Nebenarms
– der Einbau von Stubben und anderen Totholzelementen in den Nebenarm
– Ausprägung von Prall- und Gleithang sowie Flachwasserzonen
– Einbau einer sohlgleichen Furt
– Ausprägung einer Niedrigwasserrinne
– Initialpflanzung von Schilf und Hochstauden
– der Einbau von Strömungslenkern in die Hase
– Totholzhaufen als zusätzliches Lebensraumelement
– Schaffung von Steilwänden für Eisvogel oder gar Uferschwalbe
– Verzicht auf Oberbodenauftrag auf einem Teil der Fläche
– Einsaat der Fläche mit Regiosaatgut „Feuchtwiese“

Die Erd- und Gewässerbaulichen Arbeiten wurden von der Firma Poske im November abgeschlossen. Die restlichen Arbeiten erfolgen im Frühjahr 2021.

Vorgeschichte: In Gehrde Rüsfort gelang es in einer breit aufgestellten Kooperation mit Unterstützung der Flurbereinigungsbehörde und in mehreren Projekten zwischen 1999 und 2012 eine 46 ha große Fläche auszudeichen und aus der intensiven Landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. In mehrern Etappen fand auf den Flächen eine Absenkung des Bodens statt. Ebenso wurden Seitenarme, Blänken und Teiche, Extensivgrünländer und Röhrichte angelegt. Nur der nordwestliche Zipfel wurde bisher noch nicht abgesenkt.

Das Projekt stärkt die Lebensgemeinschaft der Haseaue und hier u.a. gezielt auch die Libellen und andere semiaquatische Insekten. Zudem wird der Lauf der Hase verlängert und naturnah strukturiert. Last but not least entstand hier zusätzlicher Retentionsraum. Ja, hier soll das Hochwasser sogar auf die Fläche gelangen.
Die Gemeinde Gehrde unterstützt das Vorhaben und stellte die eigene Fläche für das Projekt zur Verfügung. Geplant vor der Entstehung des Gewässerentwicklungsplanes Hase setzt dieses Vorhaben viele der im GEPL Hase geforderten Fließgewässerentwicklungsmaßnahmen zur Umsetzung der EU WRRL um.

Der NLWKN bewilligte eine 90 %ige Förderung der Projektkosten aus FGE Mitteln. Der Haseauenverein unterstützt die NWA bei der Antragstellung- und abwicklung sowie bei der Bauleitung.
Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete mit der Maßnahme:“Fließgewässerentwicklung“ Mit dieser Maßnahme werden die naturnahe Gewässerentwicklung und die Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme an Fließgewässern unterstützt.

Durch Anklicken öffnet sich der Film in einem neuen Fenster auf der Seite von youtube.
Beim hydraulisch nötigen Rückschnitt einiger Äste im neuen Hasearm wurde eine ganze Köcherfliegengesellschaft entdeckt.
Baustelle – Wasserstand 30 cm unter Mittelwasser
Kronenholz vor dem Rückschnitt

Die Köcherfliegen sind eher dämmerungsaktiv und mit den Schmetterlingen verwandt. Während das erwachsene Tier bei den meisten Arten nur 2 bis 4 Wochen lebt, tummeln sich die Raupen ähnelnden Larven unter Wasser. Als Schutz vor Fressfeinden bauen sich die meisten Köcherfliegenlarven eine transportable Wohnröhre, je nach Art aus Sandkörnern, Steinchen, Hölzern, Halmen oder gar Schneckenhäuschen. Sowohl für die Paarung und Eiablage als auch für den Schlupf der Larven benötigen Köcherfliegen Ufervegetation, Ufergehölze bzw. Totholzelemente, die in das Wasser hineinragen.

Köcherfliege am neuen Hasearm

Ziel der NWA war es die Hase und ihre Auen in Gehrde Rüsfort zu revitalisieren, so dass nicht nur die Fischfauna, sondern auch Libellen und Köcherfliegen davon profitieren. Letztere haben ihre Zufriedenheit über die Wechselwasserzonen und die Strukturelemente, die Wasser und Land miteinander verbinden, nun bereits während der Bauphase gezeigt.

Hierzu wurde die vereinseigene Fläche samt der angrenzenden Fläche der Gemeinde Gehrde (insgesamt 2,5 ha) zunächst um 1m abgesenkt. Nun kann auch dieser Teil der Aue wieder regelmäßig bei Hochwasser überspült werden. Aus einem 1999 entstandenen Blinddarm-Gewässer wurde nun ein 480m langer Nebenarm der Hase heraus entwickelt. Hierbei wurden viele auetypische Strukturelemente wie Bermen, Prall- und Gleithang, Totholzelemente angelegt.

Bei dem sandgeprägten Tieflandfluss Hase wurden Faschinen genutzt, um die Profilierung des neuen Gewässers für die ersten Jahre zu stabilisieren. Später soll eine standorttypische Vegetation diese Aufgabe übernehmen. Hierzu hat die Bersenbrücker Jugendgruppe der NWA im November 2021 Uferstauden und Röhricht als Initialpflanzung gesetzt. Langfristig soll sich die Fläche eigendynamisch weiterentwickeln. Auf die abgesenkten Flächen wird im Frühjahr eine regionale Feuchtwiesen-Saatmischung ausgesät. Das Feuchtgrünland soll dann durch eine temporäre Schafsbeweidung gepflegt werden.

Die NWA wird bei diesem gewaltigen Vorhaben unterstützt durch den Haseauenverein, den die Gemeinde Gehrde, Landkreis Osnabrück, den NLWKN und viele mehr. Die Umsetzung der Erdarbeiten sowie der Gestaltung des Nebenarmes erfolgte durch die Firma Poske Garten- und Landschaftsbau. Die Einsaat sowie die Einzäunung wird von der Firma Dettmer Agrarservice übernommen. Die Finanzierung erfolgt zu 90 % über die Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Vorhaben der Fließgewässerentwicklung (FGE).

Mehr dazu auf der Internetseite der NWA:

Anfänge des Projektes
Projektumsetzung
Pflanzaktion

NWA schafft neuen Hasearm
NWA schafft neuen Hasearm

Bilder: Haseauenverein, NWA, Fa. Poske, Plan: Peter Schrut

Das Öffentliche Interesse an den Revitalisierten Haseauen ist groß. Auch in einem Filmbeitrag der Nordstory Spezial wird darüber berichtet. Am 9. September 2022 wird der Verein zur Revitalisierung der Haseauen e.V. sein 25 jähriges Jubiläum feiern. Wieder ganz vorne mit dabei ist die NWA.

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